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Bereitgestellt: 22.01.2025
Pfarrer Jürg Kägi
Dir müesst eifacher rede!
Schreiben soll ich, wer ich bin. Gute Frage! Es ist Jahreswechsel mit Übergabe und Abschied, Unruhe und Züglete – ich bin nicht mehr und noch nicht, wie eine Raupe, die sich verpuppt. Ab Mitte Januar wohnt der fertige «Schmetterling» im Bargener Pfarrhaus.
Die «Raupe» schlüpfte 1963 in Pfäffikon ZH aus (nein, nicht am Zürichsee!). Mein Vater führte eine Carrosserie-Werkstatt; wir lebten vom Autoflicken. Als das mittlere von drei Geschwistern entwickelte ich Brückenbauer-, aber kaum Führungsqualitäten. Wir besuchten die Sonntagschule; die sonntägliche Stimmung mit Geschichten und Singen hat mir immer gefallen. Ebenso das «Negerli», das man aber bald durch ein politisch korrektes Kässeli ersetzte. (Das NDing steht heute kritisch kommentiert im Ortsmuseum.)
Später gelang es meinem fundamentalistischen Sek-Lehrer, mir den Glauben interessant und gleichzeitig madig zu machen. Ich wandte mich anderen Interessen zu, bis heute: Natur, Geschichte, Geografie, Sprachen, Musik – alles, was meine Mitschüler langweilte. Ich erkundete meine Heimat sehr genau und begann für die Zeitung zu schreiben. In der Kanti-Zeit (Gymer) genoss ich den Schulweg mit dem Velo durch das grosse Ried am Pfäffikersee. Dort brüteten damals noch Bekassinen und Kiebitze, und es gab öfter eine Seegfrörni.
Die Berufswahl geriet holperig. Wir stellen vor... Pfarrer Jürg Kägi. Ein Ingenieur-Studium brach ich wieder ab. Dafür stiess ich zu einer überalterten Jugendgruppe der Kirche, die einen letzten Werbe-Effort unternahm. Bald war ich der neue Leiter. Jetzt kam endlich meine unterernährte geistliche Seite zum Zug. Und ich zum Theologie-Studium. Dieses führte mich auch nach Schottland, was den Blick in die Welt weitete. Dann wollte ich etwas machen, was man nachher vielleicht nie mehr macht, und wurde Rot-Kreuz-Delegierter in Kuwait, Israel/Palästina und Uganda – sehr wertvolle fünf Jahre. Kirche musste ich nachher erst wieder lernen: Vikariat, danach einige Vertretungen. Oft hiess es: «Dir müesst eifacher rede!» So lernte ich einfacher reden.
Über die anschliessenden 26 Jahre in Gerlafingen schreibe ich bewusst wenig. Wie es dort war, müsst Ihr sicher noch bis zum Überdruss von mir anhören, fürchte ich. Nur so viel: Die Kirchgemeinde Biberist-Gerlafingen besteht aus drei Pfarrkreisen in vier Dörfern, also nicht unähnlich dem Verband Kirche32. Eine Leitreligion gibt es im Stahlwerk-Dorf keine mehr; an den Schulen überwiegen die Muslime. Die Kirche ist in einer Minderheitenposition, passt permanent den Finanz- und Personalrahmen nach unten an, ist aber präsent, und man hat das Lachen nicht verlernt. Ich war sehr gerne hier. Ach ja: Gefängnis-, Armee- und Notfallseelsorger war ich längere Zeit auch.
Nun ist der Erfahrungsschatz wie Mist: Am Haufen nützt er nichts; er gehört auf den Acker. Deshalb habe ich mich bei Euch beworben. – Wisst Ihr jetzt, wer ich bin? Immer noch nicht? Besucht mal den einen oder anderen Anlass, so könnt Ihr mich kennenlernen! Und ich Euch.
Pfarrer Jürg Kägi